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STORY ART: Eine kreative Praxis, die Kunst und Leben verbindet

In diesem Essay stelle und analysiere ich das Konzept von Story Art als künstlerische Position. Story Art ist eine Kunstform, die Geschichten erzählt, die nicht unbedingt autobiografisch sind, sondern fiktiv oder von anderen Quellen inspiriert. Die Geschichten können verschiedene Genres, Stile oder Medien umfassen, wie z.B. Comics, Animationen, Illustrationen, Fotos oder Collagen, Thriller, Krimis oder Science Fiction. Ich werde argumentieren, dass diese Kunstform eine kreative und anregende Art ist, die eigene Identität und die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft zu erforschen, die Beziehung zwischen Kunst und Leben zu hinterfragen und die eigene Imagination und Kreativität anzuregen. Um dies zu tun, werde ich mich hauptsächlich auf die Entwicklung und Anwendung des Konzepts von Künstlern der Gruppe „Spurensicherung“ wie Jean Le Gac und Sophie Calle beziehen, die sich mit dem Mischen von Elementen aus der Kunstgeschichte, der Literatur, dem Kino oder dem Alltag beschäftigen.

STORY ART - Theodor Yemenis

Persönliche Mythologien: Jean Le Gacs Identitätsexploration

Ein wichtiger Aspekt von Story Art ist die Verwendung von persönlichen Mythologien. Persönliche Mythologien sind individuelle Erzählungen, die sich auf die eigene Identität, Herkunft, Erinnerung oder Fantasie beziehen. Sie können Elemente aus verschiedenen Mythologien, Religionen, Folklore oder Popkultur enthalten, die für den Künstler eine Bedeutung haben. Die persönlichen Mythologien können als eine Form des Selbstausdrucks oder der Selbstfindung verstanden werden. Ein Beispiel für einen Künstler, der persönliche Mythologien in seiner Kunst verwendet, ist Jean Le Gac. Er erzählt fiktive Geschichten über einen fiktiven Künstler, einen Alten Meister, der oft mit ihm selbst identifiziert wird. Der Künstler ist ein Charakter, der verschiedene Abenteuer erlebt, die mit der Kunst oder der Geschichte zu tun haben. Er wird als der „Phantom-Künstler“ oder der „Künstler der Abenteuer“ bezeichnet. Die Geschichten werden durch Foto-Text-Arbeiten, filmische Inszenierungen oder Installationen präsentiert, die Elemente aus der Literatur, der Philosophie, der Musik, der Malerei, dem Kino, der Kunstgeschichte und der eigenen Biografie des Künstlers enthalten. Durch diese persönlichen Mythologien schafft Le Gac eine alternative Realität, in der er seine eigene Identität und die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft erforscht.

Voyeurismus und Privatheit: Sophie Calles intime Geschichten

Darüber hinaus manifestiert sich Story Art auch im voyeuristischen Ansatz von Künstlern wie Sophie Calle, die die Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit herausfordern. Ihre Projekte, in denen sie sich selbst oder andere beobachtet, spielen mit den Facetten von Wahrheit und Fiktion. Durch die Nutzung von Fotografie, Text und Installationen schafft Calle intime Geschichten, die von Zufällen, Begegnungen und Trennungen geprägt sind. Ihre Werke spiegeln den Dialog zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung wider.

STORY ART - CREATIVE NARRATIVES

Spurensicherung: Poiriers archäologische Simulation

Außerdem setzen einige Künstler die Spurensicherung in ihrer Story Art ein. Spurensicherung ist eine Form fiktiver Wissenschaftlichkeit, die seit den siebziger Jahren in der Kunstwissenschaft verwendet wird. Ein Beispiel für Künstler, die sich der künstlerischen Simulation von wissenschaftlicher Archäologie widmen, sind Anne und Patrick Poirier. Ihr Projekt dreht sich um den chaotischen Nachlass eines fiktiven Archäologen. Die Poiriers verwenden oft Materialien wie Karten, Pläne, Skizzen, Modelle, Fotos oder Objekte, um ihre fiktiven archäologischen Funde zu präsentieren. Sie schaffen damit eine visuelle und räumliche Dimension, die den Betrachter in ihre imaginären Welten einlädt. Sie spielen mit verschiedenen Zeitebenen, indem sie Elemente aus der Antike, der Moderne und der Zukunft miteinander verbinden. Sie erzeugen damit einen Effekt der Anachronie, der die lineare Vorstellung von Geschichte in Frage stellt. Sie thematisieren die Fragilität und Zerbrechlichkeit von Erinnerung und Geschichte, indem sie ihre Werke oft als Ruinen, Bruchstücke oder Spuren darstellen. Sie zeigen damit die Unvollständigkeit und Unzuverlässigkeit von archäologischen Quellen und Interpretationen auf.

Die Story Art der Poiriers regt dazu an, die eigenen Geschichten zu erzählen oder zu entdecken, und bietet Raum für die Erforschung der vielschichtigen Dimensionen von Identität, Kunst und der Verbindung zwischen dem Individuum und der Gesellschaft. Die Poiriers drücken ihre kreative Identität aus, indem sie sich mit verschiedenen Zeiten und Kulturen beschäftigen, die ihre Herkunft, Erinnerungen und Fantasie beeinflussen. Sie hinterfragen ihre Rolle als Künstler in der Gesellschaft, indem sie die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft, Wahrheit und Fiktion, Privatheit und Öffentlichkeit verwischen. Sie verbinden Kunst und Leben, indem sie ihre Werke als Spuren ihrer Existenz und ihrer Suche nach Sinn und Schönheit präsentieren. Ihre künstlerische Arbeit wird aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven analysiert und diskutiert. Der Althistoriker Egon Flaig und der Archäologe Lambert Schneider untersuchen die Arbeitsweise von Anne und Patrick Poirier aus der Perspektive jener Fachhistorie, die von den Künstlern spielerisch simuliert wird. Ihr Blick auf die Kunst führt weiter zu Auseinandersetzungen mit den eigenen Fächern und mit der Kunstkritik. Die Beiträge des Ägyptologen Jan Assmann und der Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann deuten die künstlerische Arbeit der Poiriers im Rahmen des Paradigmas des „kulturellen Gedächtnisses“. Bernhard Jussen ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Die Reihe „Von der künstlerischen Produktion der Geschichte“ hat er 1997 am MPI für Geschichte in Göttingen begründet.

STORY ART - Theodor Yemenis

Zusammenfassung: Die Vielschichtigkeit von Story Art

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Story Art eine Kunstform ist, die Geschichten erzählt, die nicht zwangsläufig autobiografisch sind, sondern vielmehr fiktiv oder von anderen Quellen inspiriert. Sie bedient sich dabei verschiedener künstlerischer Methoden, wie zum Beispiel der persönlichen Mythologie, der Spurensicherung, der Kombination von Text und Bild, der Collage und Montage, der Inszenierung und der Referenzierung. Diese Methoden ermöglichen es den Künstlern, ihre kreative Identität auszudrücken, zu hinterfragen und zu erweitern.

Story Art ist somit eine anregende, kreative Praxis, die die Wahrnehmung von Geschichten neu gestaltet und die Verbindung zwischen Kunst und Leben erforscht. Ein Beispiel dafür sind Anne und Patrick Poirier, die mit ihrer künstlerischen Simulation von wissenschaftlicher Archäologie die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft, Wahrheit und Fiktion, Privatheit und Öffentlichkeit verwischen. Sie nutzen dabei die Spurensicherung und die Kombination von Text und Bild, um fiktive archäologische Funde aus verschiedenen Zeiten und Kulturen zu präsentieren. Sie zeigen damit, wie Kunst die Geschichte neu erfinden und interpretieren kann.

CREATIVE PROCESS - THEODOR YEMENIS - ARTIST





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